Blick zurück

Blick zurück

Der Verein ehemaliger Adolfiner (VeA) pflegt die Verbindung zwischen einem traditionsreichen Gymnasium und seinen ehemaligen Schülern auf besondere Weise. Im Jahr 1921, in der unsicheren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, vereinen sich in der ehemaligen Kreisstadt Moers humanistische Bildung und republikanischer Bürgersinn zu einer neuen Wertegemeinschaft. Doch ist das nunmehr fast 100-jährige Bestehen des VeA beileibe keine Erfolgsstory. Von Beginn an ist der Verein empfänglich für vaterländische und nationale Strömungen. In der ersten Satzung vom 7. Juni 1921 schwingt viel nationaler Pathos mit, der sogar noch den Zweiten Weltkrieg überdauert und erst mit Verspätung abgelegt wird. Dem Verein als Vorstand anzugehören, das ist ein Bildungsnachweis und ein Ehrenamt, das man lange ausübt. Der erste Geschäftsführer, der Mediziner Wilhelm Fabricius, versieht dieses Amt 37 Jahre lang von 1921 bis 1958, Oberlandesgerichtsrat Karl Hofius als Schriftführer und Chronist von 1921 bis 1950. Als Schulleiter von 1910 bis 1947 steht ihnen Prof. Dr. Heinz zur Seite. Dieses Triumvirat bedeutender städtischer Persönlichkeiten ist geprägt von nationalpolitischem Geist. Für sie alle ist der VeA mehr als ein Verein, er ist eine Lebensaufgabe. Der Verein gibt Gedenkschriften und Protokolle in großer Fülle heraus. Um die vielen historischen Bücher, Dokumente und Schriften vor den Kriegsfolgen zu retten, sollten diese in die Solvay-Werke nach Rheinberg untertage ausgelagert werden. Doch kommen sie nie dort an, weil sie vorher verbrennen. Dabei gehen zahllose Unterlagen aus den 1930er und 1940er Jahren verloren, die heute schmerzlich vermisst werden, darunter auch die Briefe Gerhard Tersteegens. Rund 200 Adolfiner, zum Teil noch Primaner, sind im Krieg gefallen. Karl Hofius hat im Namen ihrer Eltern und des VeA ihre Biografien rekonstruiert.

Mehrfach hat die Schule in ihrem nunmehr über 430-jährigen Bestehen den Standort gewechselt, letztmalig 1928 mit dem Umzug von der Homberger Straße zur Wilhelm-Schroeder-Straße. Die teilweise Zerstörung des Gymnasiums durch Kriegseinwirkung im Juli 1943, der Neuaufbau und der planmäßige Wiederbeginn des Unterrichts Ostern 1947 sind der bisher größte Einschnitt in ihrer Geschichte. Was den VeA, nach meinem Wissen, einzig unter den schulischen Vereinen in Deutschland macht, ist, dass jeder Schulabgänger automatisch ehemaliger Adolfiner und damit Vereinsmitglied ist. Wie weit er sich später seiner Bildungsstätte besinnt und erneut Kontakt zu Schule und Mitschülern sucht, das bleibt allein ihm überlassen. Schulerfahrung ist Lebenserfahrung, die besonders prägt, und gute Bildung führt zu guten Berufen. Die meisten Adolfiner haben es zu etwas gebracht. Beim Blättern durch alte Berufslisten ist man erstaunt, wie viele promovierte Juristen und Mediziner sich unter ihnen befinden. 

Seitens des VeA hat es viele Versuche gegeben, Adressen zu ermitteln, um so den Kontakt zur alten Schule zu beleben. Die ersten Versuche datieren bereits aus 1821, also bereits 100 Jahre vor der Vereinsgründung 1921. Unzählige Briefe mit Nachrichten aus der Schule sind seither versandt worden. Viele kommen ungeöffnet zurück, weil die Empfänger unbekannt verzogen oder verstorben sind. Die Reihen derer, die sich heute zu ihrer alten Schule bekennen und Veranstaltungstermine wahrnehmen, sind lichter geworden. Das soll nun anders und neue Ziele sollen mit neuer Energie formuliert werden. Die neuen Abiturienten werden gebeten, ihre Email-Adressen zu benennen, damit sie als frischgebackene Ehemalige erfahren können, wie lebendig ihre Schule und wie aktiv der Verein ehemaliger Adolfiner noch ist, der sich für die nächsten Jahre noch eine Fülle von Aktivitäten vorgenommen hat.